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Zugriff durch Destabilisierung von Afrika

Wed Sep 10 23:07:37 2008

Die rassistische Manipulation

In der Mitte des 18ten jahrhunderts begannen Denker wie Locke, Hume, Voltaire, Montesquieu, und Kant ihr Konzept weißer Überlegenheit zu entwickeln. Dazu gehört auch die Erfindung einer vor allem vernunftmäßig-moralischen Minderwertigkeit der Neger. Kant konstruierte eine Rassenhierarchie mit sich selbst, dem weißen Mann, als Norm. Ganz unten findet er "die Einwohner von Amerika in beiden Hemisphären", "diese Race, zu schwach für schwere Arbeit, zu gleichgültig für emsige und unfähig zu aller Cultur," welche "noch tief unter dem Neger selbst steht, welcher doch die niedrigste unter allen übrigen Stufen einnimmt, die wir als Racenverschiedenheiten genannt haben." Der ebenso berühmte Rassist Hegel tat sich ebenfalls hervor durch seine kranken Phantasien über Afrika, denen er eine eigene Geschichte einfach absprach.

Die Ursprünge der Rassen-Lehren über Afrika stammen aus der Zeit des trans-atlantischen Sklavenhandels, der entscheidend dazu beitrug, die Industrialisierung Europas zu ermöglichen. Die Europäer definierten die Neger als primitiv und unfähig zur 'Zivilisation'. Aller 'Fortschritt' in Afrika mußte daher als der zivilisierende Einfluss von nicht-negroiden Rassen erklärt werden. Da jedoch all diese Afrikaner mehr oder weniger schwarz waren, mußten die Kolonisierer nicht-negroide Schwarze erfinden.

Die Geschichte Afrikas, sowohl der tatsächliche Verlauf, als auch die Geschichtsschreibung, ist von den kolonisierenden Horden von Europäern - Missionare, Händler, Soldaten, Siedler, Politiker, Wissenschaftler, Berater - systematisch manipuliert worden. Erst eine erfolgreiche Entkolonisierung der Beziehungen wird den Weg öffnen für eine Rückkehr zur Selbstbesinnung und Selbstbestimmung. Dringend geboten scheint daher die Befreiung von den Abhängigkeiten von Europäern, ihren Wissenschaften, Konzepten, Kategorien, Methoden und Technologien, ihrer Werte, Kultur und Lebensweise.

Die Verhältnisse der Völker Afrikas innerhalb und untereinander, über Jahrtausende entwickelt, ermöglichten eine Kultur des wechselseitigen Ausgleichs und effektive Wege zur Eindämmung und Begrenzung von Krieg und Eroberungswahn. Weite Teile des Kontinents waren von dezentralen und unabhängigen Machtstrukturen geprägt. Es gab keinen ständigen Machtkampf konkurrierender Großmächte untereinander und gegen die anderen mit den Folgen eskalierender Kriege. Die (Selbst)Versorgung der Bevölkerungen war sicher, abgesehen von Extremsituationen.

Es zeigte sich jedoch, daß diese Ordnung sehr anfällig war für eine Politik der Schaffung von Ungleichgewichten. Rassismus veränderte die sozialen und interkulturellen Beziehungen. Das selektive Begünstigen der Einen und Diskriminieren Anderer konnte nicht erfolgreich kompensiert oder verweigert werden. Die Kolonisatoren erkannten diese Schwäche und ließen vorzugsweise Afrikaner gegen Afrikaner kämpfen. So geschah dies vielerorten wo sich die kolonisierenden Europäer ausbreiteten. Ein weitgehend friedliches Neben- und Miteinander der Völker war fortan immer weniger möglich.

Was die Europäer nach Afrika brachten war Zerstörung, Armut, Rassismus und koloniale Entwicklung. So war ihr Einfluß ein ausschließlich destruktiver. Wie überall fanden die Europäer auch unter den Afrikanern genügend Verräter und Kollaborateure. Und viele hängen die Fahne einfach nach dem Wind.

Die Europäer kamen mit überwältigender Immoralität und Gewalt. Überzeugt von ihrem Recht, ja sogar der Pflicht, zur Eroberung und Herrschaft über fremde Länder und Völker. Aufbauend auf dem Willen zur Gewalt und der systematischen Zerstörung der Lebensweise der Menschen ist die geistige Verkehrung zentral für das koloniale Projekt. Die gedanklichen Konstrukte und institutionellen Autoritäten der Kolonisatoren wurden immer mehr zur Norm, wobei die Irrsinnigkeit und lebensfeindliche Orientierung derselben immer weniger verstanden wurde. Zentral für diese Manipulation waren und sind die Schulen und Universitäten, sowie die fremden Religionen, vor allem das Christentum.

Sind wir erst indoktriniert und verbildet, gelingt nur wenigen mit viel Mühen die Dekolonisierung unseres Denkens und Wahrnehmens. Die meisten lernen den wissenschaftlichen und sozialen Stoff der Kolonisierer als seien es Wahrheiten und nicht funktionale Behauptungen und Interpretationen. Als seien keine kolonialen Interessen in der Erzeugung von 'Wissen' involviert und in den Technologien und Institutionen implementiert.

Eine antikoloniale afrikanische Geschichte muß eine afrozentristische sein, die sich sowohl von den europäischen Kategorien und Kriterien löst, als auch ihren Methoden und Zielen. Natürlich kann ich dies als Europäer nicht leisten und daher wird mein Versuch einer Erklärung zu den Kriegen und der Gewalt in der Region der großen Seen notgedrungen durch mein Unwissen und meine Begrenztheit bestimmt sein.

Der Kolonialismus konstruiert 'Uganda'

Der See Kyoga, in der Mitte des heutigen Uganda gelegen, ist historisch sowohl eine geographische als auch linguistische Markierung. Südlich von Kyoga sind Bantu-Gebiete, mit politisch zentralisierten Königreichen Buganda, Bunyoro, Busoga, Toro und Ankole (Nkore). Nördlich und östlich von Kyoga liegen die nicht-Bantu Gebiete der Acholi, Alur, Langi, Iteso und Karamojong, die mehr dezentral organisiert waren.

Zwischen den beiden großen Königreichen Buganda und Bunyoro kam es wiederholt zu Konflikten und kleineren Kriegen wegen irgendwelchen Streitigkeiten oder Knappheiten. Aber erst die Briten zerstörten die Gleichgewichte in der Region indem sie ihren Einfluß für Buganda und gegen Bunyoro geltend machten.

Die kolonialen Entdecker, Missionare und Händler

John Hanning Speke, ein englischer Missionar und Kundschafter, kam mit einer Expedition als erste Europäer 1858 in die Region der großen Seen. Er stieß 1862 auf das Königtum Buganda mit einer stark zentralisierten politischen Organisation und Administration und gut ausgebauter Infrastruktur, welches über eine große Armee verfügte. Da die Bantu als unfähig zur Geschichte und Zivilisation definiert waren, bestimmte Speke dort lebende viehhaltende Nomaden als den zivilisierenden Einfluß und erklärte sie zu einer eigenen Rasse, die verwandt sei mit den 'hamitischen Galla' (eine abfällige Bezeichnung für die Oromo vom Horn von Afrika). Der Begriff Hamit kommt von Ham, dem jüngsten Sohn von Noah. Im Geiste der aufklärerischen Mythologiebildung reformierte Speke die alte These von den Nachfahren von Ham und konstruierte die Hamiten als niedrigsten Zweig der arischen oder kaukasischen Rasse.

"Im Jahr 1869 schickte Mutesa [von Buganda] eine Mission nach Sansibar, um Gewehre und Stoffe, sogenannte americani (weil sie im allgemeinen amerikanischer Herkunft waren) zu besorgen. ... Im Jahr 1872 verfügte Mutesa über 1 000 Gewehre ... überfiel damit alle Nachbarländer und beraubte sie oft bei einem einzigen Feldzug um 5 000 Stück Vieh." [Ki-Zerbo p.335/6]

Der Name 'Uganda' kommt von der falschen Aussprache des Namens Buganda. Luganda ist ihre Sprache. Kiganda ist ein adjektiv für alles was Buganda betrifft. Muganda ist ein gebürtiger Buganda. Baganda ist der Plural von Muganda. Ganda ist ein adjektiv welches sich auf alles obrige bezieht. Der 'König' von Buganda heißt der Kabaka, sein 'Premierminister' der Katikkiro, sein 'Parlament' nennt sich Lukiiko.

Im Jahr 1877 trafen die ersten englische Missionare (Bangereza) der Church Missionary Society in Buganda ein, geleitet von einem Marine-Offizier im Ruhestand Lieutenant Shergold Smith. Französische Missionare (Bafaransa) machten sich hier ebenso breit und so entwickelten sich schnell Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken. Arabische Händler, konfrontiert mit den Christianisierungsbemühungen der Europäer, begannen ihrerseits Islam zu lehren. Mutesa I ließ sie alle gewähren, blieb selbst aber beim traditionellen Glauben. Er starb jung im Jahre 1884 und sein Sohn Mwanda II wurde Kabaka. Konfrontiert mit den Rivalitäten und Streitigkeiten der verschiedenen religiösen Lager suchte er die fremden Konfessionen zurückzudrängen. Es war jedoch zu spät. Bürgerkrieg brach aus und bald darauf mußte der Kabaka fliehen.

Chinua Achebe in dem Buch "Things fall apart" erklärt uns was passierte:

"Der weiße Mann ist schlau und gerissen. Er kam leise und friedlich mit seiner Religion zu uns. Wir lachten über seine Verrücktheiten und erlaubten ihm, bei uns zu bleiben. Nun hat er unsere Brüder für sich gewonnen, und unser Stamm kann nicht mehr als Einheit handeln. Der Fremde hat ein Messer an die Dinge gelegt, die uns zusammenhielten, und so sind wir auseinandergefallen." [Things fall apart p176]

Britisches 'Indirect Rule'

Die britische Regierung zeigte wenig Interesse, selbst die Verantwortung für die Regierung, Verwaltung und Erschließung der Gebiete, welche heute als Kenia und Uganda bekannt sind, zu übernehmen. Zu diesem Zweck gründete sie 1888 die Imperial British East Africa Company, welche Captain Frederick Lugard 1890 mit Truppen und Maschinengewehren von Mombasa aus nach Buganda entsendete. Ihm kam der Deutsche Carl Peters zuvor, der Anfang 1890 nach Buganda gereist war und den Kabaka dazu gebracht hatte, einen 'Schutzvertrag' zu unterzeichnen. Dieser wurde jedoch mit dem 'Vertrag zwischen Deutschland und England über die Kolonien und Helgoland' vom 1. Juli 1890 ungültig. Damit tritt England Helgoland an Deutschland ab, dafür kommt Deutschland bei den Kolonialgebieten England entgegen.

Im Januar 1892 kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, welche anfänglich die Oberhand hatten. Lugard intervenierte mit seinen Truppen, die katholische Missionskirche wurde niedergebrannt und der französische Bischof mußte fliehen. 1894 wurde Buganda schließlich zum britischen Protektorat erklärt und die Briten machten sich mit Hilfe kollaborierender protestantischer Baganda und nubischer Söldnertruppen an die militärische Eroberung von Bunyoro, Lango und Acholi. Andere, wie Ankole und Busoga, unterzeichneten Kolonialverträge mit den Briten.

1897 meuterten die nubischen Söldner und schlossen sich teilweise den rebellierenden Banganda unter Kabaka Mwanga II an. Die Briten konnten die Meuterei nur mit Hilfe extra eingeschiffter Einheiten aus Indien und Somaliland besiegen. Buganda wurden daraufhin ein großer Teil des eroberten Territoriums von Bunyoro zugesprochen. 1899 ernannte die britische Regierung Sir Henry Hamilton Johnston zum speziellen Beauftragten für Uganda, der mit den kollaborationswilligen Oberen von Buganda im März 1900 ein Abkommen schloß, welches in Buganda das Privateigentum an Grund und Boden einführte, mit Geld und Landzuteilungen an den Kabaka und andere Mitglieder der herrschenden Schicht. Die Briten überließen nominell die Regierung von Buganda dem Kabaka und seinem Lukiiko, allerdings unter der Oberherrschaft des britischen Königreichs im Rahmen des Protektorats Uganda. Baganda wurden vorzugsweise von der britischen Kolonialverwaltung als lokale Steuereintreiber, Arbeitsaufseher oder ähnliches eingesetzt. Diese Art Kolonialherrschaft wurde 'indirect rule' benannt.

Zerstörung der Lebensweise und Beziehungen der Völker

Wie vielerorten verbreiteten die Kolonisatoren Seuchen und Hunger, welche sie als mächtige Waffen zur Zerstörung der Lebensweise und Unterjochung der Menschen nutzten, und immer wieder auch zu deren systematischer Ausrottung. Die kolonialen Truppen zerstörten Ernten und Nahrungsvorräte, raubten Vieh und verschleppten Frauen, mordeten und verstümmelten die Bewohner und brannten ihre Dörfer nieder. Zudem verbreiteten sie Krankheiten und Seuchen.

Uganda hat reichlich hervorragende Böden und gute klimatische Bedingungen so das Nahrung im Überfluß vorhanden sein müßte. Aber trotzdem kam es aufgrund der Störungen der produktiven Kreisläufe schon bald zu Hungersnöten im Land. Bald nach der Ankunft der Europäer dezimierte in Uganda eine Rinderpest die Herden. Die Trockenheit der Jahre 1898-1900, zusammen mit der Rinderpest, verwüstete Uganda, wo schätzungsweise 40.000 Menschen in Busoga zu Tode hungerten, und vielleicht nochmal so viele in Bunyoro, wo koloniale Kriegsführung die Ökonomie empfindlich gestört hatte. ... p203

"Auch nach 1900 gab es in vielen Gebieten Ugandas Aufstände gegen die koloniale Herrschaft, gegen Entwaffnung, Zwangsarbeit und Besteuerung. ... Die Aufstände und auch Verweigerung der Kooperation mit Chiefs und Kolonialbeamten wurden von der Kolonialarmee mit großer Brutalität und massiven Plünderungen beantwortet. ..." [Schubert p54]

Die Widersprüche im kolonialen Staat wurden von den Briten weiter verschärft durch die Einführung von Wirtschaftszonen. So wurden große Gebiete im Süden für cash crops und als industrielle Entwicklungszonen ausgewiesen, während der Norden als Arbeitskräftereservoir bestimmt wurde. Diese Aufteilung basierte nicht auf den Gegebenheiten und der Geschichte des Landes, sondern den kolonialen Interessen der Briten. Diese wirtschaftliche Teilung des Kolonialgebietes wurde noch verstärkt durch die Beschäftigungspolitik der Kolonialverwaltung. So waren die zivilen kolonialen Angestellten vor allem Buganda.

Die Männer von den Stämmen im Norden des Kolonialgebietes Uganda galten den Briten als körperlich stark und gute Jäger. Daher rekrutierten sie diese vorzugsweise für ihre koloniale Armee und Polizei. So dienten unverhältnismäßig viele Acholi in der KAR (King's Africa Rifles). Zahlreich kämpften Acholi und Langi für britische Interessen auf den Schlachtfeldern des sog. 2. Weltkrieges.

Mit der Anbindung an die kolonialen Kommunikationswege wurde Uganda bald zu einer profitablen Kolonie. Baumwolle war das Hauptexportgut. Dann kamen Kaffee, Tee und Zucker als weitere wichtige Exportgüter hinzu. Uganda blieb weitgehend verschont von europäischen Siedlern, und daher verfügten viele Afrikaner in Uganda über Landbesitz. Aber die Briten priveligierten Immigranten aus ihren asiatischen Kolonien im Handel und der Verarbeitung der cash crops. Auch die meisten großen Zuckerplantagen waren im Besitz der Asiaten, wo zahlreiche Landarbeiter für niedrigste Löhne ausgebeutet wurden.

'Unabhängigkeit'

Nach Uganda kam 'Unabhängigkeit' als ein Projekt der Briten, die ihre Kolonialpolitik modernisierten. Sie begannen in den 1950er Jahren damit, die Regierungsform des 'Protektorats' in eine konstitutionelle Monarchie zu reformieren. Auch spielten sie mit der Idee einer Ostafrika-Föderation von Uganda und Kenia, welches unter der Herrschaft der weißen Siedlern litt. Der Kabaka und die Oberen von Buganda wehrten sich gegen die britischen Pläne, worauf der Gouverneur den Kabaka nach London verbannte. Das wiederum brachte dem Kabaka viel Rückhalt in Buganda und schließlich sah sich die britische Regierung gezwungen, mit ihm wieder in Verhandlungen zu treten. Dennoch setzten die Kolonisatoren ihre Bemühungen fort, Uganda eine parlamentarische Demokratie aufzuzwingen. Buganda wurde jedoch ein autonomer Status innerhalb der 'Föderation' Uganda zugestanden. Die Briten taten ihr Bestes, um in Uganda Widersprüche und Konflikt zu säen.

1971 wird Milton Obote von Idi Amin Dada Oumee in einem blutigen Staatsstreich gestürzt. Amin hatte sich in der britischen Kolonialarmee nach oben gedient, wo er es bis zum höchstmöglichen Rang für Schwarze brachte. Direkt nach der Machtergreifung befahl er die Acholi und Langi Truppen der Armee in ihre Kasernen zur Abgabe ihrer Waffen. Hunderte Soldaten und Offiziere wurden ermordet, ebenso viele prominente, wohlhabende und ausgebildete Acholi in Kampala und in Acholiland. Amin ersetzte die Acholi in der Armee durch West Nilers, vor allem Kakwa und Aringa aus Arua, und 'Sudanesen'. Unter Präsident Amin wurden massenhaft Menschen in Uganda verfolgt und ermordet.

Im Oktober 1978 marschierten ugandische Truppen in die Kagera Region Tanzanias ein, unter dem Vorwand, daß die Region vormals zu Buganda gehört hatte und erst von den Briten Tanzania zugeschlagen worden war. Es war der Anfang vom Ende der Regierungszeit Amin. Truppen der TPDF (Tanzania People's Defence Forces), unterstützt von einem kleinen Kontingent von ugandischen Exilanten, antworteten mit einer Gegenoffensive. Zahlreich waren unter den ugandischen Kämpfern Acholi vertreten. Im April 1979 war das Regime von Idi Amin gestürzt. Idi Amin mußte fliehen und lebte den Rest seines Lebens im Exil, wo er 2003 in einem Krankenhaus in Saudi Arabien starb.

Verschiedene anti-Amin Kräfte, darunter auch FRONASA (Front for National Salvation) von Museveni, und die KM (Kikoosi Maalum) von Obote, hatten sich im März 1979 auf der 'Moshi Unity Conference' zur UNLF/A (Uganda National Liberation Front/Army) zusammengeschlossen. Nach dem Sturz von Idi Amin kam es jedoch bald zu Zerwürfnissen innerhalb der UNLF. Wie auf der Mochi Konferenz vereinbart, wurden jedoch für Dezember 1980 Wahlen angesetzt und durchgeführt. Museveni lehnte Wahlen ab, und appellierte sogar an die Präsidenten Nyerere von Tanzania und Samora Machel von Mozambique, die Wahlen zu stoppen. Die stärksten Parteien waren die UPC (Uganda Peoples Congress) unter Milton Obote und die DP (Democratic Party) unter Paul Kawanga Ssemogerere. Neben diesen beiden großen Parteien stellten sich Museveni's UPM (Uganda Patriotic Movement) und die CP (Conservative Party) zur Wahl. Der Wahlkampf war von Gewalt und Drohungen gezeichnet. Es wird allgemein angenommen, das der Ablauf und das Ergebnis für einen Wahlsieg der UPC und gegen die DP manipuliert wurden. Keine Rolle spielte allerdings die UPM von Museveni. Die UPM gewann nur einen Sitz, und Yoweri Kaguta Museveni wurde nicht ins Parlament gewählt. Aber die Macht wollte Museveni mit allen Mitteln.

Krieg im Luwero Dreieck

Museveni und einige Getreue, darunter Paul Kagame und Fred Rugyema, begannen eine Guerilla-Armee aufzubauen. Die NRA konzentrierte sich auf ein mehrere hundert Quadratkilometer großes Gebiet, welches ein Dreieck zwischen den wichtigsten Straßenverbindungen von Kampala nach Gulu und Kampala nach Hoima bildet, das sog. Luwero-Dreieck. Die Truppen rekrutierten sie vor allem von den Banyankole aus Museveni's Herkunftsgegend, als auch den Baganda, Banyarwanda und anderen Gruppen aus Luwero. Die NRA agierte mit einer Strategie systematischen Terrors gegen die Bevölkerung, wobei sie durch Täuschung und Propaganda immer die Anderen verantwortlich zu machen sucht.

Von Anfang an wurde die NRA dabei von Amnesty International unterstützt.

Im Januar 1983 begann die UNLA ihre 'Operation Bonanza' in dessen Verlauf zahlreiche kleinere Städte, Dörfer und Farmen ausgeraubt und zerstört wurden. Durch die Armee sanktionierter Raub gilt in Uganda damals wie heute als gutes Geschäft. Zehntausende wurden ermordet, noch mehr in Lager gezwungen oder in die Flucht getrieben.

In der UNLA dienten zahlreich Acholi, und auch viele der Offiziere in Luwero waren Acholi, vielleicht ein gutes Drittel der Soldaten. Dennoch wurden von der NRA die Acholi als Volk kollektiv für die Verbrechen der UNLA verantwortlich gemacht. Die NRA verbreitete systematisch Haß und rassistische Vorurteile unter ihren Anhängern und Truppen, vor allem gegen die Menschen im Norden Ugandas.

Im Juli 1985 führten Konflikte innerhalb der Armee zum Sturz von Milton Obote. Der Coup brachte General Tito Okello an die Macht. Alle bewaffneten Gruppen und politischen Parteien, mit Ausnahme der NRA, traten mit in die Regierung ein. Die NRA hielt die neue Regierung mit Friedensverhandlungen hin, unterschrieb sogar ein entsprechendes Abkommen, begann dann aber eine neue militärische Offensive, die Museveni an die Macht brachte. Im Januar 1986 übernahm die NRA, mit Hilfe abtrünniger Teile der Armee, schließlich die Kontrolle über die Hauptstadt Kampala.

Die Soldaten der besiegten UNLA kehrten zurück in ihre Heimat. Sie brachten die Geister der von ihnen Ermordeten mit sich. Viele weigerten sich, die notwendigen Zeremonien zur Heilung durchzumachen, um ihre Gemeinschaft zu schützen. Und die traditionellen Autoritäten waren nicht mehr in der Lage, sie dazu zu zwingen. So verbreitete sich sozialer und spiritueller Verfall, der mit der Besatzung von Acholiland durch die NRA weiter eskalierte. Den im Luwero-Dreieck begonnenen Krieg verlagerte die NRA nach der Eroberung der Staatsmacht in die nördlichen Provinzen Gulu und Kitgum, aber auch nach Teso und West Nile.

Krieg im Acholiland

Auch nach der gewaltsamen Eroberung der Macht setzte die Regierung Museveni die intensive rassistische Propaganda gegen die Leute aus dem Norden (vor allem die Acholi) fort. Im Verlauf des Jahres 1986 kam es in Acholiland verstärkt zu Übergriffen, Plünderungen, Konfiszierungen, Vergewaltigungen, Entführungen und Hinrichtungen durch die NRA. Getreidespeichern, Bohrlöchern, Schulen und Krankenhäusern wurde zerstört. Inmitten dieser eskalierenden Gewalt befiehlt die Regierung im Mai 1986 alle früheren Soldaten der UNLA ihre Waffen an die NRA zu übergeben. Dies erinnerte sehr an eine ähnliche Aktion von Idi Amin 1971, die zu Massakern an Acholi führte.

Einige der Veteranen gingen in den Untergrund, andere flohen nach Sudan. Ein Teil entschied sich, zu den Waffen zu greifen und reorganisierten sich als UPDA (Uganda People's Democratic Army). Zu diesen gesellten sich viele Junge, die auf der Flucht vor der NRA waren.

In dieser Zeit griff die sudanesische SPLA, die von vielen Acholi als Verbündete von Museveni angesehen wurden, eines der Acholi-Flüchtlingslager in Sudan an. Und tatsächlich unterstützte Uganda die SPLA mit Waffen, Unterschlupf und Training. Genauer gesagt, die USA, Britannien, Norwegen, und andere DTS, unterstützten massiv die SPLA, NRA und später auch der RPF. Als Hauptinstrument dienten ihrer Politik der Eskalation von Krieg und Vernichtung in der Region vor allem die NGOs, über die Finanzierung, Propaganda, aber auch Waffen breitgestellt wurden.

In der Zeit intensiver Kämpfe zwischen NRA und UPDA tauchte eine neue Bewegung auf, die von vielen als Instrument der Museveni-Diktatur zur Spaltung und Niederschlagung des Widerstands der Acholi gegen ihre Herrschaft gesehen wird.

Alice Auma wurde von einem Geist als Medium gewählt, daher wurde sie bekannt als Alice Lakwena. Sie arbeitete als Wahrsagerin und Heilerin nahe Gulu. Angesichts der eskalierenden Gewalt erklärte Lakwena, es sei sinnlos einen Menschen heute zu heilen, damit er morgen getötet würde. Sie gründete die Holy Spirit Movement (HSM) um das Böse zu bekämpfen und das Blutvergießen zu beenden. Durch diese Bewegung würden sich die Acholi von den an Zivilisten im Luwero-Dreieck ausgeübten Gewalt und Gräuel rehabilitieren.

Die Bewegung fand schnell zahlreiche Anhänger vor allem unter jungen Menschen im Norden und Osten Ugandas. Von den Waffen her völlig unterlegen, ohne militärisches Training oder Erfahrung konfrontierten sie vor allem mit ihrem Glauben und Mut die schwer bewaffneten Regierungstruppen. Nach einigen spektakulären Erfolgen zog die Holy Spirit Movement aus Acholiland südlich Richtung Hauptstadt. Massenhaft wurden unbewaffnete Menschen einfach mit Maschinengewehren und Artillerie von den NRA Truppen niedergemäht. Nahe der Industriestadt Jinja wurde die Bewegung schließlich und entgültig geschlagen. Der Geist verließ daraufhin Alice Auma, welche bis zu ihrem Ableben am 17. Januar 2007 den Rest ihres Lebens in einem Flüchtlingslager in Kenia verbrachte.

Es scheint klar, dass die HSM keinerlei militärische Drohung für die NRA darstellte. Einige hundert gut trainierter und angemessen bewaffneter Kämpfer kann einen erfolgreichen Buschkrieg organisieren, vor allem wenn sie in ihrer Heimat kämpfen und auf Unterstützung der lokalen Bevölkerung zählen können. Lakwena hingegen führte ihre meist sehr jungen Anhänger massenhaft in den sinnlosen Tod. Sie lieferte der NRA Kanonenfutter für ihre zahlreichen Massaker.

Die Acholi waren ein Volk mit stattlichem Tierreichtum. 1985, also bevor der Krieg nach Acholiland kam, sollen die Acholi nahezu 300.000 Stück Vieh gehabt haben, zudem zahllose Schafe, Ziegen und andere Tiere. Vieh erzeugt Dünger für die Felder, und die Rinder dienen als Zugtiere beim Transport und der Feldarbeit. Vieh ist allgemein ein relativ flexibler Wohlstand, sowohl als Reserve und Ersparnis, als auch als Zahlungsmittel, und hat auch kulturell große Bedeutung.

1986 und auch noch 1987 unterstützten viele Bauern die Rebellen von der UPDA mit Vieh. Die NRA als Besatzer nahm sich mit Gewalt was sie wollten. Die Acholi reagierten darauf, indem sie einen Teil ihrer Herden vorsichtshalber liquidierten. Die Regierung ihrerseits suchte den Rebellen jede Unterstützung zu nehmen.

Die Karamojong hatten traditionell die Acholi im östlichen Grenzgebiet von Kitum mit Viehdiebstahl belästigt. Dies waren mehr oder weniger kleine Zwischenfälle und regional eng begrenzt. Sie hatten für ihre Raubzüge meist nur Pfeil und Bogen zur Verfügung. Dies begann sich seit 1979 zu ändern, als fliehenden Truppen von Idi Amin ihre Waffen und Munition in Karamoja zurückließen. Kurz nach der Machtübernahme durch die NRA erhielten die Karamojong zusätzlich Waffen von der Regierung, angeblich um sich besser gegen Überfälle von Turkana aus Kenia verteidigen zu können.

Abgesehen von den bewaffneten Aufständischen waren die Acholi entwaffnet worden, und daher auf den Schutz von Polizeikräften angewiesen, die in der Vergangenheit Übergriffe der Karamojong auf gelegentliche Vorkommnisse begrenzt hatten. In der zweiten Hälfte 1987 geschah dann, was niemals zuvor passiert war. Eine überwältigende Zahl von Karamojong überfiehl die Acholi, schlug jeden Widerstand mit brutaler Gewalt nieder, drang durch Kitum bis in den Osten Gulus, und raubte systematisch nahezu den gesamten Viehbestand der Acholi in diesen Gebieten. Parallel dazu tat es die NRA genauso im Westen Gulus.

Die wehrlosen Acholi waren den Plünderern der Karamojong und NRA schutzlos ausgeliefert. Es war ein entscheidener Schlag im Krieg gegen die Acholi. Noch 10 Jahre später zählten ihre Herden nur 5.000 Vieh. Die perverse Rationalität dieser Maßnahmen ist eindeutig europäisch und zeigt Museveni und seine Partner als gelehrige Schüler derselben.

Überbleibsel der Holy Spirit Movement regruppierten sich unter dem Kommando von Joseph Kony, Alice's Neffen, und ihrem Vater, Severino Lukoya Kiberu. Kony's Gruppe war zuerst bekannt als Lord's Salvation Army, dann als United Christian Democratic Army, und schliesslich seit 1992 als Lord's Resistance Army. Die LRA war immer fast ausschließlich Acholi. Kony selbst kommt aus Odek im Suedosten von Gulu.

1991 führte die Regierung einen erneute massive Terrorkampagne gegen die Acholi unter Major General David Tinyefuza durch. Offiziell Operation North genannt, ist sie unter den Acholi auch als Operation Simsim (Sesamsaat) bekannt, bezogen auf den Raub der Sesamernte durch die NRA, und damit auch des Saatgutes für die folgenden Jahre. Im Jahr darauf begann die Regierung die Bevölkerung zur Teilnahme an 'Selbstverteidigungsgruppen' zu zwingen. Sie sollten sich mit Pfeil und Bogen gegen die mit Maschinengewehre bewaffneten Rebellen verteidigen. Konfrontiert mit wachsender Isolierung reagierte sie LRA ihrerseits mit Terrormaßnahmen gegen die Bevölkerung.

Die LRA dient vor allem als Rechtfertigung für Terror und Repressionsmaßnahmen des Staates und der Umsetzung der Politik der Massenvernichtung von Acholi. Zudem kommt es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Uganda und Sudan über die LRA, von der gesagt wird, sie operiere aus Sudan heraus. Es wird angenommen, das die Regierung von Sudan, nach vielen Jahren ugandischer Übergriffe auf sudanesisches Territorium und Unterstützung für die SPLA, nach dem Zusammenbruch von Friedensgesprächen im März 1994, ihrerseits begann, die LRA militärisch zu unterstützen. Und immer wieder wurden und werden militärische Übergriffe Ugandas gegen den DRCongo mit der LRA begründet.

Die LRA ist viel zu schwach, um die Regierung zu destabilisieren oder auch nur ernstlich zu belasten. Die LRA, welche international geächtet ist und im Blick der 'internationalen Gemeinschaft' vor allem Bilder von Entführungen, Kindersoldaten und Verstümmelungen von unschuldigen Zivilisten hervorrufen, dient der Regierung zur bequemen Legitimierung ihrer Verbrechen, so erfolgreich, das der Völkermord an den Acholi kaum Erwähnung findet.

Und tatsächlich sind Massaker, Verstümmelungen, Krankheiten, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Folter und Flucht alle Teil des Krieges. Und zahlreich werden Kinder in militärischen Funktionen eingesetzt, sofern sie das Glück haben nicht vorher zu sterben wie so viele andere Kinder. Unzählige Kinder sind zu Waisen geworden und auf sich selbst gestellt in einer Gesellschaft, die sich in fortschreitender Zerstörung befindet. Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung, vor allem durch Soldaten, sind völlig normal geworden. Es ist klar, das die Hauptverantwortung für diese Zustände die Regierung Museveni trägt, für ihre systematische Politik der Vernichtung der Acholi.

Wie in allen 'dirty wars' bleibt im Einzelfall oft ungeklärt, wer welches Massaker oder andere Verbrechen durchgeführt hat, da es normale Taktik ist, solche Aktionen in des anderen Uniform durchzuführen. Es ist auch unklar, ob die LRA nicht von der Regierung manipuliert ist. Die Logik dieser Art von Kriegsführung entfaltet sich mit erschreckender Ähnlichkeit vielerorten. Es ist ein Kennzeichen moderner Kriegsführung, sowohl in ihren high-tech, als auch low-tech Varianten, das der Krieg gegen die ganze Bevölkerung geführt wird, und das die Opfer vor allem unter den Verwundbarsten zu finden sind, die Kinder, schwangere und stillende Frauen, alte und kranke Menschen.

Das gilt für den Krieg im Luwero-Dreieck ebenso wie in Acholiland und anderen Gegenden Ugandas. Wo immer die NRA auftauchte, breitete sich Terror aus, wurden massenhaft Leute massakriert, ganze Dörfer geplündert und niedergebrannt, Nahrungsmittelvorräte, Vieh und Ernten gestohlen oder vernichtet, Wasserbrunnen und Bohrlöcher vergiftet oder unbrauchbar gemacht, Menschen entführt, verstümmelt, gefoltert und ermordet, massenhaft inhaftiert und deportiert. Wer auch immer im Einzelfall für diese oder jene Grausamkeit verantwortlich ist, so ist doch klar, das die NRA auf Terror und Massenvernichtung spezialisiert ist. Und vor allem ist klar, das wir der Propaganda der NRA keine Glaubwürdigkeit zumessen dürfen.

Vernichtung der Acholi

Die schlimmen und andauernden Folgen des Krieges zerstörten die Acholi, machten sie zu einer Gesellschaft von Almosenempfängern und Gefangenen in Lagern der Regierung. Der Krieg zerstört den sozialen und kulturellen Zusammenhalt der Acholi. Die große Zahl von Waisenkindern, die für sich selber kümmern müssen, illustriert die Tragik.

In den Lagern, wohin die Acholi unter Zwang konzentriert wurden, stirbt ihre Kultur, ihre Werte und sozialer Zusammenhalt. Als Folge der Zerstörung der Gesellschaft, der ständigen kulturellen und persönlichen Verletzungen und Erniedrigungen, sind ernste Depressionen weit verbreitet. Viele der Männer sind dem Alkoholismus verfallen. Gewalt in Familien hat dramatische Ausmaße angenommen und in der Gesellschaft hat sich eine extreme Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid und Sterben anderer breit gemacht. Selbstmorde sind zahlreich und vor allem Kinder sterben massenhaft.

Die Acholi wurden ihres Wohlstandes beraubt und in Lager gesperrt. Diese Lager sind Todeslager, in denen es an dem notwendigsten mangelt, wo sich Krankheiten leicht verbreiten und eine verzweifelter Kampf ums Überleben herrscht. Angeblich sind die Acholi dort zu ihrem eigenen Schutz vor der LRA. Das ist absurd. Denn es gibt keinen Zweifel, das die NRA (1995 in UPDF umbenannt) nach Acholiland als Besatzer kam. Versuche von Widerstand waren gescheitert und wurden mit zunehmender Gewalt und Terror gegen die Acholi beantwortet. Die Acholi als Volk werden kollektiv bestraft und massenhaft umgebracht von der Regierung, deren Politik die Vernichtung der Acholi ist.

Die Regierung Museveni zeigt nach wie vor keinerlei Willen zum Frieden. Erneute Friedensverhandlungen scheiterten 2008 aber vor allem an der Intervention des 'Internationalen Strafgerichtshofes' (International Court of Criminals). Die LRA steht dämonisiert und isoliert für alle Verbrechen, von Entführungen und Verstümmelungen von Kindern, deren Einsatz als Soldaten und Prostituierte, den Vergewaltigungen von Frauen, den Massakern und dem Massensterben. Derweil der schlimmste Kriegsteiber und Massenmörder Afrikas, Präsident Museveni von Uganda, auf solide Unterstützung durch die DTS zählen kann.

Uganda als ungelöstes Problem einer Entkolonisierung

Die Staaten Afrikas sind generell koloniale Konstrukte, ein Überbau von Institutionen und Bürokratien, die ihre Macht über die bewaffneten Verbände beziehen, also vor allem der Armee, Geheimdienst und Polizei. Die Staatsgrenzen wurden aufgrund ausbeuterischer und machtpolitischer Gründe der Kolonialmächte gezogen. Sie spalten oft Völker in mehrere Staaten und machen sie dort zu einer Minderheit. Sie zwingen oft Menschen gegen ihren Willen und Interessen zusammen.

Durch die Manipulation der Beziehungen und Destabilisierung der Gleichgewichte zwischen den vielen Völkern innerhalb eines Staates, und getrennt in verschiedenen Nachbarstaaten, wurde die Staatsmacht, und insbesondere die bewaffneten Verbände, allzu oft zum Instrument der Vorherrschaft einzelner Völker auf Kosten anderer.

Die Bevölkerung Ugandas besteht aus vielen Völkern, von denen keines mehr als 20% der Gesamtbevölkerung von 25 mio 2002 ausmacht. Die Verfassung von 1995 erkennt insgesamt 50 Stämme oder Volksgemeinschaften an, welche teilweise sehr unterschiedlich sind. 56% der Menschen sind jünger als 18 Jahre alt. Nach dem Zensus von 2002 lebten nur 12% der Menschen in Städten. Nur 8% der Haushalte hatte Zugang zu Strom, 40% waren ohne Zugang zu Trinkwasser, nur 33% verfügten über ein Fahrrad. Mehr als die Hälfte der Familien gab an, kein Radio zu besitzen. Für die meisten ist das von Mensch zu Mensch gesprochene Wort die wichtigste Quelle von Information. Interaktion zwischen den verschiedenen Menschengruppen des ugandischen Staatsgebiets war und ist minimal. Es gibt keine gemeinsame Sprache und nur wenige lernen die Kolonialsprache Englisch.

Präsident Museveni und andere hochgestellte Autoritäten seiner Regierung sind bekannt für abfällige und rassistische Rede über politische Opposition und die Menschen im Norden im Allgemeinen. Auch sind die offiziellen Lehrinhalte in Schulen und sogar Universitäten offen rassistisch.

Die Verwaltung und politische Macht in Uganda sind in den Händen weniger konzentriert, deren Herrschaft auf der Armee und Polizei beruht. Uganda als Staat ist bestens geeignet zur Verbreitung von Instabilität und Krieg in der Region. Deshalb sind die Briten/USA und ihre NGOs so interessiert an Uganda unter dem unermüdlichen Kriegstreiber Museveni. Uganda ist ein Staat, der keinen positiven Sinn oder Zweck hat, sondern einzig als nicht überwundene koloniale Entität existiert, als nicht geklärte Aufgabe einer Entkolonisierung.

Banyarwanda in Uganda

Da große Teile des Landes und Wohlstandes von den Kolonialisten gewaltsam angeeignet und an die Siedler und lokale Kollaborateure verteilt worden war, wurden mit der Unabhängigkeit die Fragen von Land und Gerechtigkeit zentral. Vielerorten, so auch in Uganda, wurden Herkunft und Zugehörigkeit zum wichtigen Kriterium für Ansprüche auf Land. Migranten und Flüchtlinge wurden von Ansprüchen ausgeschlossen, und leider allzu oft politische Unzufriedenheit in Neid und Mißgunst gegenüber Fremden kanalisiert.

In Uganda gab es zwei große Gruppen von 'Ausländern', Banyarwanda und Asiaten. Gegen Ende der 1960er begann die Regierung Milton Obote eine Politik der Diskriminierung von Ausländern. Ein spezielles Repressionsgesetz zur Kontrolle ausländischer Flüchtlingen wurde verabschiedet, und die Entlassung aller ungelernten Ausländer aus dem öffentlichen Dienst angeordnet. Es war sogar ein selektiver Zensus ausschließlich für Banyarwanya im Gange. Bevor dieser jedoch abgeschlossen werden konnte, wurde die Regierung Obote I durch einen Putsch von Teilen der Armee unter Colonel Idi Amin Dada 1971 gestürzt. Kurz nach der Machtergreifung ordnete Idi Amin die Enteignung und Ausweisung aller Asiaten aus Uganda an, die keine ugandischen Staatsbürger waren, schätzungsweise 60.000 Menschen. Asiatische Geschäftsleute hatten Wirtschaft und Handel in Uganda dominiert. Asiatische Immigranten waren im Zuge der Kolonisierung nach Uganda gekommen und waren von den Briten im Handel und der Verarbeitung der profitablen cash-crops bevorzugt worden.

Die Banyarwanda sind eine eigene kulturelle Gruppe in Uganda, ihre Sprache is Kinyarwanda. Nach dem Zensus 1959 waren sie die sechstgrößte Gruppe in Uganda, 1990 mehr als 1.3 mio von insgesamt 18 mio Menschen. Die Banyarwanda umfassen sowohl Bürger Ugandas, als auch Migranten und Flüchtlinge aus Rwanda. BürgerInnen sind diejenigen, welche 1910 innerhalb der von den Kolonialmächten Deutschland und Britannien in einem Abkommen bestimmten Grenzen in Uganda lebten. Als MigrantInnen gelten diejenigen, welche nach 1910 vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nach Uganda kamen. Zahlreich kamen in den 1920ern Hutu Bauernfamilien um sich eine neue Existenz in Uganda aufzubauen. Sie begannen als Landarbeiter meist in die reichen Landwirtschaftsgebiete Bugandas, suchten den Aufstieg als Pächtern und schließlich landbesitzende Bauern. Es kamen auch ärmere Tutsi, um als Viehhirten vor allem in unter den Bahima in Ankole zu arbeiten. Mehr MigrantInnen kamen in den 1950ern und 1960ern um auf den meist in Besitz von Asiaten befindlichen Zuckerrohrplantagen in Basoga, oder in den Kilembe Kupferminen zu arbeiten.

Banyarwanda waren beteiligt an den Bauernaufständen in Buganda von 1945 und 1949. Egal welcher Herkunft, der Konflikt war zwischen reichen Grundbesitzern auf der einen, sowie Pächtern und Landarbeitern auf der anderen Seite. Die Pächter organisierten sich gemeinsam in der Bataka Bewegung. Die Kolonialregierung antwortete mit einer Kombination von Unterdrückung und Reform. Das hatte zum Ziel, eine Spaltung zwischen der einheimischen und der eingewanderten Bevölkerung zu etablieren, und war darin leider recht erfolgreich. Erst in den 1980ern mit der NRA kamen beide wieder zusammen gegen die von der Regierung bestimmten lokalen Bosse.

Die kleinste Gruppe von den Banyarwanda sind die Flüchtlinge. Während die meisten Migranten Hutu waren, so fast alle der Flüchtlinge Tutsi. Die Flüchtlinge von 1959 bis 1964 wurden in Lager im westlichen Uganda angesiedelt. In einzelnen dieser Lager war es den Menschen möglich, als Viehhirten ihr Geld zu verdienen. Diese Hirten fingen mit der Zeit an, ihr Vieh auch außerhalb der Lagergebiete im Lake Mburu National Park und auf angrenzenden Farmen zu weiden. Einerseits wegen ihres Flüchtlingsstatus in heikler Lage, so brachte ihnen die Anerkennung durch die UN Privilegien wie Stipendien und andere Hilfsleistungen. Dies führte zu einer Situation, wo sich die Flüchtlinge unter den Banyarwanda durch eine teure Ausbildung und erfolgreiche Karrieren hervorhoben.

Die Obote II Regierung warf den Banyarwanda vor, zuerst in den Repressionsapparaten von Idi Amin gedient zu haben, und dann auch noch zahlreich in der NRA zu kämpfen. Im Februar 1982 versuchte die Regierung die Flüchtlinge in die Lager zurückzuzwingen. Als die Maßnahmen scheiterten, organisierte die lokale Führung der Regierungspartei ein Progrom gegen die Banyarwanda, ausgeführt von lokalen Häuptlingen und paramilitärischen Jugendverbänden mit dem Versprechen von Beute an Land, Vieh und Habseligkeiten der zu Vertreibenden.

Schätzungsweise 40.000 Banyarwanda flohen mit einem Rest von 25.000 Stück Vieh nach Rwanda, und weitere Tausende flohen nach Tanzania. Rwanda erkannte jedoch nur 4.000 dieser ugandesischen Banyarwanda als Rwandesen an. Unter internationalem Druck akzeptierte Rwanda im März 1983 offiziell mehr als 30.000 dieser Vertriebenen aus Uganda zur Ansiedlung in Rwanda. Uganda erklärte sich bereit, eine zusätzliche Flüchtlingssiedlung einzurichten um die Enge in den bestehenden Ansiedlungen zu mindern. Es ist unklar, ob und wieviele dieser Menschen tatsächlich in Rwanda angesiedelt wurden. Aber schon im Dezember 1983 wurden erneut Tausende Banyarwanda aus den Bezirken Rakai und Masaka vertrieben. Und auch in anderen Gegenden Ugandas kam es zu Übergriffen gegen Banyarwanda.

So wuchs der Anteil an Banyarwanda an der NRA mit der wachsenden Repression und Verfolgung durch die Regierung. Schließlich stellten die Banyarwanda ungefähr ein Viertel der NRA-Guerilla. Die beiden kriegführenden Seiten suchten rassistische und fremdenfeindliche Tendenzen in der Bevölkerung für ihre jeweilige Seite zu mobilisieren, die Regierung Obote gegen die Banyarwanda, die NRM und spätere Regierung Museveni gegen die Acholi.

Aufgrund des hohen Anteils von nicht-Baganda an der Bevölkerung im Luwero Dreieck suchte die NRM nach einem Konzept, welches die Wichtigkeit von Herkunft und Volkszugehörigkeit relativiert, um eine Spaltung der Bevölkerung in ursprünglich Einheimische und irgendwann Zugezogene zu verhindern. In den Gebieten unter ihrer Kontrolle reorganisierte die NRM die lokale Macht durch neue politische Institutionen und Gewaltenteilung. Widerstandsräte waren die entscheidende Versammlung aller erwachsenen Einwohner, und Widerstandsausschüsse waren die ausführende Gewalt. Damit wurden Rechte nicht mehr primär durch Herkunft bestimmt, sondern durch Wohnort und mit Blick auf die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft.

Banyarwanda waren nicht nur zahlreich in der NRA vertreten, sondern besetzten zentrale Posten. Fred Rwigyema und Paul Kagame gehörten zum ursprünglichen Kern der NRA. Und als die NRA 1986 in der Hauptstadt Kampala einmarschierte war Rwigyema ihr stellvertretender Oberbefehlshaber. 1987 wurde er stellvertretender Verteidigungsminister. Major Kagame wurde zum Direktor des militärischen Geheimdienstes.

Ruanda

Vor der Kolonisierung lebten in Ruanda die Banyarwanda. Es bestand dort seit Jahrhunderten ein Königreich. Innerhalb der Gesellschaft wurden die Menschen entsprechend ihrer Tätigkeiten benannt. Hirten, Soldaten und staatliche Verwalter waren Tutsi, die große Masse der Bauern waren Hutu, Jäger-Sammler in den Bergen im Nord-Westen, und Töpfer im Rest des Reiches waren Twa.

Vieh ist ein relativ flexibel verfügbarer Reichtum, der zur Finanzierung der Armee benutzt werden konnte. Mit zunehmender politischer Zentralisierung und administrativer Durchdringung wurden Tutsi immer mehr zur herrschenden Gruppe im Königreich, welche die Hutu ausbeutete. Die Grenzen zwischen Hutu und Tutsi waren jedoch nicht undurchlässig. Verarmte Tutsi wurden zu Hutu, und Hutu konnten zum Viehreichtum kommen und Tutsi werden. Mischehen waren nicht unüblich. Vor allem in Zentral- und Süd-Rwanda hatten sich jedoch die Kategorien verfestigt und die politisch-administrative Macht war in den Händen weniger Familien nobler Abstammung konzentriert.

Christianisierung und Rassenideologie

Den 'Entdeckern' und Missionaren folgten Händler und Truppen, in manche Gebiete auch Siedler. Im Zuge der kolonialen Eroberung und Aufteilung Afrikas wurden jene Gebiete, welche heute als Rwanda, Burundi und Tanzania bekannt sind, Teil des 'Schutzgebietes Deutsch-Ostafrika'. Nach der Kapitulation Deutschlands im sog. 1.Weltkrieg (beschönigend 'Friedensvertrag von Versailles' genannt) heißt es in Artikel 119: "Deutschland verzichtet zugunsten der alliierten und assoziierten Hauptmächte auf alle seine Rechte und Ansprüche in bezug auf seine überseeischen Besitzungen." Die Siegermächte teilten sich die Kriegsbeute auf. Tanzania wurde den Briten, Rwanda und Burundi Belgien zugeteilt. Das ganze durch den 'Völkerbund' legalisiert (Mandatsgebiete) und später die 'Vereinten Nationen' (Treuhandgebiete).

Die Kolonisierer fanden in Rwanda eine Gesellschaft vor, wo die Reichen und Mächtigen Tutsi waren. Sie suchten die Gesellschaft mit Christianisierung und Rassenideologie für ihre kolonialen Interessen zu manipulierten und ein unterdrückerisches System rassisch definierter Kasten zu etablieren. Dazu wurde die Bevölkerung in drei Rassen aufgeteilt. Die Tutsi wurden als Hamiten konstruiert, als nicht-negroide kaukasische Schwarze, als nicht einheimisch zur Region der großen Seen gehörend, sondern als zivilisierende Eroberer und Herrenrasse über die Bantu Bevölkerung (Hutu). Eine zusätzliche Gruppe wurde als Zwergmenschen klassifiziert (Twa).

Als gemeinsame Unternehmung des kolonialen Staates und der katholischen Kirche wurde die Rassenideologie institutionalisiert. Im kolonialen Rwanda sollte es offiziell keine ethnischen Gruppen, sondern nur Rassen geben. Identitätskarten wurden 1926 eingeführt und mit dem Zensus von 1933/34 wurden alle Rwandesen offiziell als Tutsi, Hutu, oder Twa klassifiziert und fixiert. Während als wissenschaftliche Basis der Klassifizierung körperliche Merkmale dienten, wurde der Besitz von Vieh als Kriterium für den Zensus verwendet. Die rassischen Gesetze und Regelungen konnten fortan effektiver durchgesetzt werden. Hutu wurden systematisch diskriminiert und mit Zwangsarbeit belegt. Die meisten Tutsi waren wirtschaftlich allerdings kaum besser gestellt als die meisten Hutu. Aber die Gruppe, welche die Kolonisatoren zur indirekten Ausübung ihrer Herrschaft in Rwanda und Burundi benutzten, waren Tutsi.

Die Europäer trieben die Geschichte von den Hamiten sogar soweit, die Tutsi als einen verlorenen Stamm von ursprünglich Koptischen Christen aus Äthiopien darzustellen, die ihre Religion während ihrer Migration verloren hätten. Sie seinen dafür bestimmt, zum wahren Glauben zurückzukehren. Die katholische Kirche kontrollierte nahezu alle kolonialen Bildungseinrichtungen in Rwanda. Nur Tutsi bekamen die geforderte Ausbildung um als koloniale Administratoren Anstellung zu finden.

Demokratisierung und Unabhängigkeit

Die Tutsi wurden so zu einer Minderheit von fremden Eroberer-Siedlern, welche die große Mehrheit der einheimischen Bevölkerung unterdrückten und auspreßten. Antikoloniale Befreiung bedeutete daher für Hutu doppelte Befreiung, sowohl von der Herrschaft der Tutsi, als auch der Bazungu (Weißen). Als Hauptproblem stand das politische Monopol der Tutsi. Die Hutu-Elite forderte daher Demokratisierung vor der kolonialen Unabhängigkeit.

Auf die Bauernrevolte von 1959 reagierte Belgien mit der Ausrufung des Notstands unter Colonel B.E.M. Guy Logiest. Die Kolonialmacht wechselte die Seite. Mit Hilfe der Kolonialregierung, des europäischen Klerus in Rwanda, und der UN Dekolonisierungsmissionen, wurde die Tutsi-Herrschaft beendet. Kommunale Wahlen 1960, und UN-initiierte landesweite Wahlen 1961, brachten deutliche Mehrheiten für Parmehutu (Parti du Mouvement et de l'Emancipation Hutu), und per Referendum wurde die Monarchie durch ein republikanisches Regierungssystems abgelöst. Die formelle Unabhängigkeit folgte 1962. Viele Tutsi, die ihre Machtpositionen und Privilegien verloren hatten, gingen in dieser Zeit ins Exil nach Zaire, Burundi, Uganda und Tanzania. Von dort begannen einige einen bewaffneten Kampf mit dem Ziel der Wiederherstellung der Tutsi-Herrschaft in Rwanda.

Die Angriffe durch Tutsi-Guerillas 1963-64 wurden mit zunehmend grausamer Repression und auch Massakern gegen die Tutsi-Bevölkerung in Rwanda beantwortet, deren Besitz unter der in zivile Milizen organisierten Hutu-Bevölkerung verteilt wurde. Viele Tutsi flohen vor der Gewalt in die Nachbarländer. Die Zahlen von während der Zeit ermordeten rwandischen Tutsi variieren stark, von 750 - 5000 vor dem Krieg 1990, bis zu 10,000 - 20,000 nach der Machtübernahme durch die RPF.

Die Schätzungen von Flüchtlingen und Ermordeten im Zusammenhang mit politischen Konflikten variieren allgemein sehr, und sind oft mehr ein Ausdruck der politischen Orientierung des Schreibenden, als Beschreibung der wirklichen Situation. Die Methodik der Datenerhebung und Hochrechnung ist meist unbenannt oder fragwürdig.

Die erste Republik definierte Tutsi weiterhin als Rasse. Die in Rwanda wohnhaften Tutsi wurden nicht als eine einheimische ethnische oder politische Minderheit definiert, sondern als geduldete Ausländer, denen, wie allgemein üblich, bestimmte zivile und vor allem politische Einschränkungen auferlegt wurden. So waren Tutsi vom Staatsdienst und der Armee weitgehend ausgeschlossen. Dennoch waren Tutsi im zivilen Leben weiterhin oft besser gestellt. Vor allem dominierten sie nach wie vor die Bildungseinrichtungen.

Die Massaker und Ermordung von hunderttausenden Hutu, vor allem Schüler und Intellektuelle, durch die Tutsi-Armee in Burundi 1972 trieb viele Hutu zur Flucht nach Rwanda. Diese Ereignisse riefen Angriffe gegen Tutsi in Rwanda hervor. Die Unruhen erweiterten sich jedoch bald zu einer allgemeinen Revolte gegen die Reichen. Major General Juvénal Habyarimana führte die Armee in dem unblutigen Coup vom 5.Juli 1973. 1975 wurde eine Einheitspartei geformt, die National Revolutionary Movement for Development (MRND), die das Land bis zur Einführung eines Mehrparteiensystems 1991 führte.

Die zweite Republik suchte Versöhnung zwischen Hutu und Tutsi innerhalb Rwandas, und Wiedergutmachung für historisches Unrecht. Der Status der Tutsi wurde geändert von einer fremden Rasse zu einer einheimischen ethnischen Gruppe. Tutsi waren jedoch nicht einfach eine Minderheit, sondern eine historisch priviligierte, deren Position im zivilen und politischen Leben staatlich reguliert wurde. Die Möglichkeiten der unterpriviligierten Bevölkerungsteile sollten durch aktive staatliche Förderungsmaßnahmen verbessert werden, vor allem durch Quoten in den Bereichen Ausbildung und Beschäftigung. Versöhnung war nicht nur ein leeres Wort, sondern seit dem Coup 1973, bis zur Invasion der RPF von Uganda 1990, gab es keine politische Verfolgung von Tutsi in Rwanda.

Tutsi flohen aus Rwanda in drei Wellen: 1959-61, 1963-64, und 1973. Die Zahl der Flüchtlinge bis Ende 1964 wurde von UNHCR auf 336,000 geschätzt, 60% davon lebten in Burundi. Die zusätzlichen Flüchtlinge von 1973 waren nicht so viele. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus Rwanda in der Region der Großen Seen im Jahre 1990 lag vielleicht zwischen 500,000 und 700,000. UNHCR hatte 383,000 registriert, 266,000 in Burundi, 82,000 in Uganda, 22,000 in Tanzania, und 13,000 in Zaire.

Burundi

Während Belgien den Hutu in Rwanda half, ließen sie die Herrschaft der Tutsi in Burundi unangetastet. Im Gegensatz zu Rwanda konnte die Tutsi-Minderheit in Burundi weiter an der Macht bleiben, vor allem da sie die Armee kontrollierten. Wie vielerorten hinterließen die Kolonisatoren gefährliche Konfliktpotentiale, um diese bei Bedarf manipulieren zu können.

Hutu flohen aus Burundi 1972, 1988 und erneut 1993, jeweils in der Folge von Massakern durch die Armee. Viele dieser Flüchtlinge gingen nach Rwanda, aber auch nach Tanzania und in den Kongo. Die Tutsi hielten sich mit Gewalt und Terror bis 1993 an der Macht. Die Tutsi-Partei UPRONA verliert im Juni 1993 die Wahlen gegen FRODEBU. Der erste Hutu Präsident Burundis, Melchior Ndadaye wird nach nur drei Monaten im Amt im Oktober 1993 von der burundischen Armee ermordet. Auch sein Nachfolger, Cyprien Ntaryamira, wird drei Monate später zusammen mit dem Rwandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana, beide Hutu, und anderen hochstehenden rwandischen Regierungsmitgliedern am 6. April 1994 ermordet, als ihr Flugzeug auf dem Rückweg von Friedensgesprächen aus Dar-es-Salam mit einer Rakete abgeschossen wird.

Krieg, Demokratisierung und IWF-Strukturanpassung

Angriffskrieg Ugandas gegen Rwanda

Egal, welche Rhetorik und Ideologie angewendet wird, die Tatsachen sprechen für sich. Die RPF, eine Guerilla-Armee aus Uganda, beginnt im Oktober 1990 einen Krieg gegen Rwanda mit dem Ziel des gewaltsamen Umsturzes der dortigen Regierung. Der Einfall von RPF Truppen von Uganda nach Rwanda war daher vor allem ein Angriff Ugandas gegen das Nachbarland, ein Angriffskrieg. Er war aber auch der Beginn der bewaffneten (Wieder)einbürgerung von Banyarwanda aus Uganda, und ebenso der gewaltsamen Wiederherstellung der Tutsi-Herrschaft in Rwanda.

Die RPF wollte zwar nie als Tutsi-Organisation gesehen werden, war aber eindeutig von Tutsi dominiert. Es gab nur wenige Vorzeige-Hutu in ihren Reihen. Sie hatte nur sehr wenige Unterstützer und Kollaborateure innerhalb Rwandas, vor allem nicht unter der Masse der Bauern. Die RPF zeichnete sich vor allem durch eine ausgeklügelte, auf die europäische Öffentlichkeit bezogene Propaganda aus. Dabei wurden sie unterstützt von HRW und anderen sog. Menschenrechtsorganisationen, die den Angriffskrieg von Uganda als Bürgerkrieg in Rwanda darstellten, und passend mit jeder RPF Offensive über Menschenrechtsverletzungen der Regierung in Rwanda berichteten. Es entstand der Eindruck, daß die RPF einen gerechten Krieg führt zur Verteidigung der Tutsi gegen Verfolgung und zur Durchsetzung des Rechts auf Rückkehr für die Exilanten. Andere sahen gar die RPF als eine rwandesische Befreiungsbewegung gegen das unterdrückerische Regime von Habyarimana und der MRND.

Die Menschen in Rwanda flohen jedoch vor den selbsterklärten 'Befreiern'. Mit jedem militärischen Erfolg der RPF gab es eine neue und größere Flüchtlingswelle in Lager rund um die Hauptstadt Kigali. Selbst die RPF mußte zugeben, daß nur 1.800 Hutu in den von ihr kontrollierten Gebieten zurückgeblieben waren, d.h. ca. 800.000 Menschen waren vor der RPF geflohen. Das bedeutete, das jeder siebte Einwohner Rwandas vor den einfallenden Truppen aus Uganda fliehen mußte. Dies war einerseits bequem für die RPF, da sie sich nicht um die Organisierung und Verwaltung des öffentlichen Lebens und der Versorgung der Bevölkerung kümmern mußte. Zudem erhöhten die hunderttausende Flüchtlinge den Druck auf die Regierung von Rwanda, brachte parallele Einnahmenverluste und Kosten. Andererseits bestätigte es die RPF als eine ugandische Invasions und Besatzungsarmee. Die RPF erwies sich als unfähig, militärische Erfolge in politische Zustimmung innerhalb der Bevölkerung Rwandas zu wandeln. Politisch war die RPF daher immer und fast vollständig auf die Unterstützung von Außen angewiesen.

Parallel zur Unterstützung der RPF über Uganda durch die US/UK griff der IWF Rwanda mit Strukturanpassungsprogrammen und Kreditblockaden an, half aber auch den Krieg zu finanzieren. Mitterand machte französische Unterstützung von 'Demokratisierung' in Rwanda abhängig und forderte die Einführung eines Mehrparteiensystems. HRW und andere Propagandainstrumente der DTS stellten sich auf die Seite der RPF und halfen mit ihren Geschichten und Berichten die Tutsi als verfolgte Minderheit in den Vordergrund zu rücken.

Die RPF sah die Schwäche der Regierung in Rwanda und suchte diese auszunutzen, um die Macht in Rwanda zu übernehmen. Sie wurden dabei unterstützt von wenigen Oppositionellen innerhalb Rwandas. Die Regierung in Kigali versuchte ihrerseits diesen Bestrebungen den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie rwandischen Exilanten das Recht auf Wiedereinbürgerung in Rwanda zugestand. Die Verfassung vom Juni 1991 führte zudem in Rwanda ein Mehrparteiensystem ein und bestimmte den Zeitplan für Wahlen.

Die Demokratisierung in Rwanda verschärfte die internen Konflikte und wirkte so destabilisierend und polarisierend. Hutu Powa (Hutu Power), die Ideologie hinter der Revolution von 1959, kam mit dem Krieg der RPF wieder hervor. Die militärischen Erfolge der RPF wurden zur Bestätigung der These, daß es um die gewaltsame Wiederherstellung der Tutsi-Herrschaft in Rwanda geht. Die Tutsi innerhalb Rwandas, obwohl nicht verbunden mit der RPF, wurde in der Hutu Powa Propaganda zur feindlichen Bevölkerung. Mit dem Krieg der RPF kehrten auch die Massaker gegen Tutsi zurück nach Rwanda. Präsident Juvénal Habyarimana mit seiner Linie von ethnischer Aussöhnung zwischen Hutu und Tutsi paßte nicht mehr in die Zeit.

Es ist auch klar, daß die RPF kein Interesse an Wahlen und Demokratie hatte, denn auf dem Weg hätten sie keine Aussicht auf die Eroberung der politischen Macht in Rwanda. Daher zeigte die RPF keinerlei Interesse an einer friedlichen Lösung der Probleme und setzt statt dessen auf Krieg. Die Entscheidung fiel spätestens im Juli 1990 und die Invasion begann am 1. Oktober 1990. Es war kein Bürgerkrieg, sondern eine bewaffnete Tutsi-Invasion von Uganda gegen Rwanda zur Eroberung der Macht in Rwanda. Das signalisierte die Rückkehr einer längst überwunden gedachten Zeit, die Wiederherstellung der Tutsi-Herrschaft in Rwanda.

Wirtschaftliche Lage von Rwanda

Gemessen in monetären Zahlen ist Rwanda ein sehr armes Land. Die meisten Menschen leben als Bauern von Subsistenzlandwirtschaft und erzeugen nur wenig Überschüsse für den Handel. Dennoch entwickelte sich Rwanda wirtschaftlich im Vergleich mit den Nachbarstaaten relativ gut. Es gab deutliche Verbesserungen vor allem im Gesundheits und Bildungsbereich.

Die Regierung von Rwanda hat nur wenige Deviseneinnahmequellen, vor allem über den Export von Kaffee, Tee und Zinn, sowie Hilfsgelder und Kredite. Die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt verfielen nach 1986, stürzten 1990 ab und blieben während des Krieges unten. Für Rwanda bedeutete das einen Verlust von 50% der Exporteinnahmen von 1989 in 1990. Auch die Preise für Zinn verfielen. Entwicklungshilfe und -helfer beeinflußten zunehmend das Land. So stieg der Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt von 1973 5%, 1986 11% auf 1991 22%. Die Regierung kürzte 1989 den Staatshaushalt um 40%, vor allem durch Kürzungen sozialer Leistungen. Dies vergrößerte die Unzufriedenheit der Masse der Bauern, ohnehin schon stark belastet durch eine Vielzahl von Steuern und Gebühren.

Die finanzielle Lage des Landes war schon vor dem Angriffskrieg durch Uganda 1990 schwierig. Die Regierung mußte mit dem IMF ein Strukturanpassungsprogramm unterzeichen, mit den üblichen negativen Folgen für die Bevölkerung. Gemäß dem Abkommen mit dem IMF vom September 1990 wurde die rwandische Währung im November 1990 um 67% abgewertet. Die Inflation stieg von 1% 1989 auf 19,2% 1990, während die Einkommen der Menschen sanken. Die Ausgaben des Staates für Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und wirtschaftliche Fördermaßnahmen wurden stark gekürzt. Erneut 1992 'empfahl' der IMF eine weitere Abwertung der Währung, gefolgt von mehr Inflation.

Dazu kamen jetzt die Kosten des aufgezwungenen Krieges. Die Armee wurde innerhalb von kürzester Zeit von 5.000 auf 40.000 Soldaten vergrößert. Ohnehin knappe Devisen mußten für Importe von Waffen und Munition ausgegeben werden. Die Militärausgaben stiegen massiv an während die Einnahmen zurückgingen. Sinkenden Exporteinnahmen, die Entwertung der eigenen Währung, stark steigende Zinssätze, massive Kürzungen staatlicher Unterstützung und Dienstleistungen, Entlassungen im zivilen öffentlichen Dienst, Massen von Flüchtlingen aus den eroberten besetzten Gebieten; die Wirtschaft des Landes kollabierte und der Staat geriet in fast totale Abhängigkeit von den IFIs und Kredit-'Geberländer'. Das Gesundheitswesen brach unter den Folgen des Krieges zusammen, viele Kinder waren unterernährt.

Derweil bekam Uganda reichlich Hilfsgelder, die zur Finanzierung des Krieges in Acholiland und der Invasion Rwandas verwendet werden konnten. Reichlich finanzielle Unterstützung für die RPF kam auch von den Exilanten vor allem aus den USA und Kanada. Im Gegensatz zu einer Befreiungsbewegung, für die die aktive und passive Zustimmung und Unterstützung der Bevölkerung entscheidend ist, brauchte sich die RPF nur um den Krieg und die Propaganda zu kümmern.

Der Krieg wurde weitgehend von Außen finanziert, durch Europäer. Von ihnen kam das Geld, die Waffen, die Ausbildung der Soldaten, direkte militärische und logistische Unterstützung, das politische Management und die Propaganda des Krieges.

Friedensverhandlungen als taktisches Mittel

Die sog. Arusha Friedensverhandlungen begannen am 10. Juli 1992 in Arusha, Tanzania. Als Beobachter waren u.a. die früheren Kolonialmächte Deutschland und Belgien, sowie Frankreich und die USA beteiligt. Die RPF hatte sich in die Verhandlungen gebombt und würde auch nicht aufhören, ihre militärischen Vorteile zu nutzen, um die politische Macht in Rwanda zu erobern. Es gab also eigentlich nichts zu verhandeln. Und das Arusha Friedensabkommen zeigt das auch sehr deutlich. Statt eines Abkommens, welches Frieden ermöglichen soll, ist es eine erzwungene Kapitulation der Regierung vor der RPF, einer über Uganda von den USA/UK unterstützten Guerilla-Armee ohne Legitimität als politische Bewegung in Rwanda. Das 'Friedensabkommen' war der Beginn des Countdown zum Genocide und zur gewaltsamen Eroberung der Macht in Rwanda.

Die RPF Propaganda sprach davon, die ethnische Teilung in Hutu und Tutsi zu beenden, während ihre Politik ethnische Polarisierung und Eskalation hervorrief. Sie sprachen von Demokratie, aber eroberten die Macht in Rwanda mit Gewalt und eindeutig gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Sie sprachen von Menschenrechten, aber brachten Krieg und Verfolgung erst nach Rwanda und bald darauf den Kongo. Sie sprachen von den Rechten der Flüchtlinge, aber die Menschen in Rwanda flohen massenhaft vor ihnen, und im Kongo verfolgten und massakrierten sie hunderttausende Flüchtlinge.

Massenvernichtung

Die Ausrottung der indigenen Bevölkerung, oder selektierter Gruppen davon, ob als Rassen, Nationen, Ethnien, oder sonstwie definiert, ist eines der Fundamente christlicher und europäischer Zivilisation und Kultur. Beispiele gibt es viele, am bekanntesten sind vielleicht die Indianer in den Amerikas und die Ureinwohner Australiens. Die Kolonisatoren zogen in die Welt zum Plündern, Betrügen, Morden und Ausrotten. Alle Mittel waren recht, um das Ziel der Aneignung und Unterjochung zu erreichen.

Genozid ist eine spezielle Form von Massenvernichtung. Massenvernichtung von Menschen ist alltäglich und kontinuierlich, ein permanenter und notwendiger Bestandteil der europäischen Lebens- und Denkweise. Massenvernichtung wird im allgemeinen rationalisiert und als mehr oder weniger unvermeidbar angesehen, als Folge von Umständen und Unzulänglichkeiten, bedauert und beklagt, regt allerlei philanthropische Aktivitäten an, ohne jedoch die Wirklichkeit ernsthaft ändern zu wollen. Der normale Massenmord ist Folge von Entscheidungen, Planung und Organisation, die nicht den Massenmord als primäres Ziel verfolgen, sondern als Begleiterscheinung hervorrufen. Genozid hingegen ist ehrlicher und daher erschreckend.

Beim Genozid sterben nicht Hunderttausende als Folge von politischen und ökonomischen Maßnahmen an Hunger und Krankheiten, sondern hier werden Menschen selektiert mit dem erklärten Willen zur Ausrottung als Bevölkerungsgruppe. Als Deutsche sind wir bekannt für die Genozide an den Herero in Deutsch Süd-West Afrika (Namibia), und an den Juden und Sinti/Roma in Europa.

Nur wenige Jahre nachdem Kolumbus in die Karibik kam, waren die dortigen Einwohner entweder versklavt oder ausgerottet. Die Europäer mordeten und folterten mit Lust und päpstlichem Segen. Die Genozide in den USA und Kanada ziehen sich über Jahrhunderte dahin. Dazu gehörten systematische militärische Invasion, Besatzung und Massaker, die gezielte Anwendung biologischer Waffen zur Verbreitung von Seuchen, die Zerstörung der Nahrungsvorräte und -quellen, Masseninhaftierungen und Zwangsdeportationen, Hunger- und Todeslager, ebenso wie Haßkampagnen gegen Rothäute und Prämien für Skalps. Überall brachten die Kolonisatoren Hungersnöte und Seuchen, Krieg und Elend, Tod und Zerstörung.

Besonders die Briten zeichnen sich durch ihre kapitalistisch legitimierte und organisierte Massenvernichtung aus. In Indien transportierten die kolonialen Eisenbahnen die Nahrungsmittel aus den Hungergebieten zu den Häfen für den weiteren Export. Derweil trieb die Kolonialverwaltung die Steuern mit Gewalt ein, um sich selbst und ihre Kriege finanzieren zu können. Hungernde Massen wurden in Konzentrationslagern gesammelt, wo der tägliche Kalorienbedarf pro Person niedriger angesetzt war, als bei den Nazionalsozialisten später. Die Insassen wurden gezwungen, viele Kilometer zur Zwangsarbeit und zurück zu gehen, um so die lebensunwerten Schwachen auszuselektieren. Wissenschaftlich und profitorientiert, alles demokratisch debatiert und abgesegnet.

In der europäischen Kriegsführung und Kultur sind Massaker an wehrloser Bevölkerung, die Ermordung von Frauen und Kindern, das Aufschlitzen von Gebährmüttern und Abhacken von Körperteilen, Massenexekutionen und Folter von Gefangenen, das Verweigern oder Vergiften von Wasserquellen und Vernichten von Ernte und Nahrungsvorräten, und allerlei weitere Gräultaten, immer wiederkehrende Praxis.

Geschichten von Veteranen erzählen von den Veränderungen ihrer Persönlichkeit durch Angst, Haß und Gewöhnung, die Entmenschlichung der Anderen in der Sicht der Täter, und den Willen zur Grausamkeit und Überschreitung aller Tabus von Gewaltausübung.

Eine andere Gruppe von militärischen Massenmördern sitzt vor Bildschirmen weit weg von ihren Opfern und unerreichbar für diese. Sie und ihre Familien leben in Sicherheit und ohne berechtigte Sorgen um das Leben ihrer Liebsten. Sie mögen an einer genozidalen Kampagne beteiligt sein oder nicht, die Techniken und Organisation der Vernichtung schaffen eine Distanz zwischen Tätern und Opfern, welche die individuellen Täter von den Taten anonymisiert.

Spekulanten und Investoren manipulieren Preise und zwingen Millionen in Hunger und Not. Hunderttausende sterben jährlich an ihren Machenschaften. Dennoch werden sie nicht als verantwortlich gesehen für die Folgen ihrer Handlungen.

Und immer wieder kommt es zu Vorfällen von Lynchen und Progromen, wo ganz normale brave Bürger zu grausamen Gewalttätern und Mördern werden.

Der Wille zur Gewalt und die Bereitschaft zum Morden ist Teil jeder kolonialen Realität. Die koloniale Beziehung beruht auf Gewalt und ist immer eine gewalttätige.

Militärische Aggression und Verfolgung von Bevölkerungsgruppen

Am 20. Dezember 1989 überfallen die USA Panama, bombardieren vor allem die dicht besiedelte Armenviertel der Hauptstadt, El Chorrillo und San Miguelito, internierten mehr als 5.000 Panamanians in Gefangenenlagern, und entführen den Staatschef Manuel Noriega (er ist immer noch als politischen Gefangener der USA im Gefängnis). Zehntausende wurden obdachlos und Tausende von Bomben und Soldaten ermordet. Das Pentagon übernahm die Regierungsgeschäfte für einige Monate selbst, stahl 15.000 Kisten von Regierungsdokumenten, und setzte schließlich eine ihnen genehme Regierung ein.

Der relativ unblutige irakische Einmarsch in Kuwait am 2. August 1990 wurde von der UNO mit Blockade, Embargo und Sanktionen bestraft, die weitreichendsten Mittel, die die Organisation jemals verhängt hat. Eine große Koalition kam zusammen für Operation Desert Storm, welche am 17. Januar 1991 begann. Während der folgenden 42 Tage wurde mit massiven Luftangriffen und Bombardierung die Infrastruktur des Irak systematisch zerstört. Es wurden 112.000 Einsätze der Luftwaffe geflogen, dabei Bomben mit einer Sprengkraft entsprechend 88.000 t TNT abgeworfen. Zum Vergleich: die Atombombe auf Hiroshima entsprach ca. 15.000 t.

Die Politik der Internationalen Gemeinschaft zielte auf die systematische Zerstörung der irakischen Gesellschaft und Massenvernichtung von Menschen im Irak. Die Bomben schufen die Voraussetzungen damit die Blockade und das Embargo maximal destruktiv wirksam werden konnten. Vor allem Kinder, Gebährende, Alte und chronisch Kranke starben massenhaft. Und dieser Krieg gegen Irak wird bis heute fortgesetzt, mit dem Einmarsch und der Besatzung nach 2003. Seit 1991 wurden einige Millionen Menschen in Irak systematisch vernichtet.

Am 1. Oktober 1990 greifen Truppen aus Uganda den Nachbarstaat Rwanda an. Geld, Waffen, Ausrüstung, spezielles Training und Ausbildung kommen vor allem von den USA und UK. Der UNO-Sicherheitsrat schweigt sich aus, die Menschenrechts-NGOs tun so, als ginge es um einen Bürgerkrieg innerhalb Rwandas und agitieren gegen die rwandische Regierung wegen Menschenrechtsverletzungen in Rwanda.

Am 22. Dezember 1990 wird die kroatische Verfassung geändert. Fortan heißt es, "Kroatien ist der Staat der Kroaten". Kurz darauf beginnen die rassistischen Angriffe und Massaker gegen Serben, die Zerstörung von Häusern und gewaltsame Vertreibung der Serben aus der Krajina, die im August 1995 mit den Angriffen der mit deutschen Waffen ausgerüsteten kroatischen Armee in Zusammenarbeit mit der NATO abgeschlossen wird. Die Krajina war der Beginn der 'ethnischen Säuberungen' in Jugoslawien.

Die nationale Souveränität und territoriale Integrität verschiedener Staaten wird offensichtlich völlig unterschiedlich gehandhabt. Genauso unterschiedlich ist der Umgang mit Menschenrechten und rassistischer Gewalt. Hier geht es nicht um Prinzipien und Gerechtigkeit, sondern um zynischen Gebrauch von Gewalt zur Durchsetzung der Interessen der DTS. Es geht nicht um Wahrheit, sondern um Propaganda.

Mit Gewalt an der Macht

Nicht nur von Luwero nach Acholiland und Sudan, sondern auch in südlicher Richtung sehen wir dieselbe Bewegung der Ausbreitung von Krieg und Massenvernichtung. Die RPA ist vom selben Schlag wie die NRA. Es ist ihr Sproß, den sie groß gezogen, genährt und beschützt hat, der sich später emanzipiert hat, um eigene Wege zu gehen. Beide gelten für afrikanische Verhältnisse als diszipliniert und schlagkräftig, zeichnen sich durch ausgeklügelte Propaganda und skrupellose Praxis aus.

Museveni und Kagame kamen durch Krieg und Gewalt an die Macht und suchen sie mit mehr Krieg und Gewalt zu halten und zu mehren. Immer sind die Anderen Schuld und die eigenen Rechtfertigungen überzeugend. Vor allem Uganda und Museveni sind bei DTS-Regierungen und NGOs beliebt. In Uganda gibt es für NGOs gute Arbeitsbedingungen und reichlich Geld zu verdienen. Die Regierung gilt als progressiv und Kapital findet ein gutes Investitionsumfeld. Reichlich fließen Entwicklungsgelder und Uganda ist ein offenes Testfeld für die AIDS-Industrie.

Museveni und Kagame sind eine neue Generation von afrikanischen Machthabern. Kolonialismus spielt für sie keine Rolle. Sie haben Ideale in der Rede, aber sind vor allem an Macht interessiert, mit allen Mitteln und als Ziel für sich selbst. Genau das richtige Personal zur systematischen Destabilisierung der Region und Verbreitung von Massenvernichtung. Die Plünderung der Reichtümer des Kongo ist der große Preis, damit sie für den Weltmarkt zugänglich und verfügbar sind. Der Kongo ist eines der bedeutendsten strategischen Rohstoffländer.

Kaum hatte die RPA die Macht in Rwanda erobert, fingen Uganda und Rwanda auch schon mit Interventionen in den Kongo an. Mit Hilfe des Opferstatus als Retter und Verteidiger der Tutsi fiel es leicht, ein ums andere Mal Angriff als Verteidigung darzustellen, und Unrecht als Recht.

Die Kontinuität des Kolonialismus

Die europäischen humanitären NGOs sind einerseits opportunistische gewinnorientierte Unternehmungen. Sie agieren in einem Markt von Dienstleistungen zur Handhabung der zerstörerischen und massenmörderischen Folgen der europäischen Lebensweise. Sie leben und gedeihen vom Leid der Anderen. Dies ist ja das wesentliche an der kolonialen Beziehung. Andererseits sind die transnationalen Menschenrechts NGOs vor allem Propagandaorganisationen mit politischen Interessen. Ideologisch sind sie soziale und juristische Globalisierer. Sie führen einen systematischen und koordinierten Angriff gegen die Souveränität der schwächeren Staaten und für die Durchsetzung globaler Autorität.

Das Geld der transnationalen NGOs korrumpiert eine ganze Generation von Intellektuellen, die sich als allzu willig erweisen, ihr Gewissen für einen 'guten' Job zu verkaufen. Vielleicht auch deshalb klingen viele Stimmen aus Afrika wie ein Echo der Europäer.

Die Fortsetzung von Kolonialismus in Afrika, kaum unterbrochen in der Geschichte einzelner Länder, ist eine unangenehme Realität. Die afrikanischen Länder sind in bestimmten Bereichen der Politik unabhängig geworden, die Kontrolle über andere notwendige Elemente einer ernsthaften nationalen Unabhängigkeit blieben und bleiben jedoch weiterhin in der Händen derjenigen, von denen die Kolonisierten ihre Unabhängigkeit proklamierten.

Eine wahre antikoloniale Unabhängigkeit muß sich von den Strukturen und Institutionen der kolonialen Weltordnung lösen, und muß der kulturellen Assimilation durch die DTS eine eigene kulturelle, spirituelle und ontologische Entwicklung entgegensetzen. Dem technologisch-wissenschaftlichen Fortschrittsglauben anzuhängen und sich an den Standards der Europäer zu orientieren erscheinen als Ausdruck kolonisierter Geister ohne Selbstvertrauen. Die Lebensweise der Kolonisierer ist eine koloniale Lebensweise, aufgebaut auf Raub und Gewalt, Zerstörung und Massenmord. Wir Europäer haben weder moralische Integrität noch Glaubwürdigkeit. Es gibt nichts konstruktives von uns zu lernen.

Die antikolonialen Kämpfe waren nicht stark genug um Unabhängigkeit zu erreichen, die kolonisierten Völker von den wirtschaftlichen, finanziellen, institutionellen, technischen, wissenschaftlichen, militärischen und vielen anderen Banden zu befreien. Vor allem die Abkoppelung von den Weltmärkten, welche Afrika nach wie vor als Lieferant von Rohstoffen und landwirtschaftlicher Produkte, als Absatzmarkt für Industrieprodukte, sowie als Ziel von Tourismus und Entwicklungshilfe behandelt, ist bisher nur sehr begrenzt gelungen.

Viele millionen Menschen in Afrika leben jedoch weitgehend abgekoppelt von den Weltmärkten. Subsistenzwirtschaft ist weit verbreitet und relativ beständig, trotz ständiger Angriffe durch immer neue Entwicklungsprogramme, die systematische Auspressung der Bauern und Hirten zur Finanzierung von destruktiver Verstädterung und abhängiger Industrialisierung.

In Afrika gibt es zahlreiche Lager. Und natürlich gibt es viel Geld zu verdienen angesichts weiter wachsenden Nachfrage nach Lagern, d.h. Ausrüstung, Installation, Management, Logistik und Versorgung. Lager haben nur in seltenen Fällen primär humanitäre Zwecke, meist im Falle von sog. Naturkatastrophen und auch dann nur für kurze Zeit. Ansonsten sind Lager vor allem politische Instrumente zur Kontrolle von Bevölkerung. Die meisten Lager sind eine Art Gefängnis, wo die Bewegungsfreiheit der dort untergebrachten Menschen weitgehend eingeschränkt ist. Lager tendieren auch dazu, ihre Bewohner von der normalen Bevölkerung zu isolieren, und sie als Flüchtlinge zu fixieren.

Kriege führen immer zu Flüchtlingen, aber Kriege werden oft auch zur Vertreibung von Menschengruppen geführt. Lager helfen beim Management und auch der Finanzierung von Kriegen. Genauer gesagt, sie sind ein Instrument zur Organisierung bestimmter Folgen von Kriegen. Auch können Lager Flüchtlinge erzeugen, indem sie Fluchtziele anbieten, die den Menschen Sicherheit und Versorgung versprechen.

In Afrika gibt es genug fruchtbares Land, Fisch und Tiere für alle AfrikanerInnen, ihren Kindern und auch deren Kindern. Mangel an Nahrung und Wasser sind daher Resultat politischer Entscheidungen.

Nach den kolonialen Aneignungen und Manipulationen gelang eine Wiederaneignung gestohlenen und mißbrauchten Landes und dessen gerechte Neuverteilung nur selten und begrenzt. Zudem folgen die meisten Regierungen Afrikas einem Entwicklungsmodell, welches Industrialisierung und Kapitalisierung der Wirtschaft zum Ziel hat. Um so eine Entwicklung zu finanzieren unterwerfen sich die Länder den Bedingungen der Weltmärkte. So werden nach wie vor die fruchtbarsten Böden des Kontinents, und zunehmend auch die reichsten Fischbestände und andere Naturreichtümer, für den Export landwirtschaftlicher Produkte auf die Weltmärkte oder direkt zur Nahrungsversorgung fremder Länder verwendet. Und natürlich sind die Folgen für die kleinen Bauern und Nomaden meist verheerend.